Aktuelles von der waldorfpädagogischen Beratungsstelle die Linde e.V.

Nun gibt es schon seit einigen Wochen unterrichtsfreie Zeit. Wurde diese zunächst häufig als eine angenehme Verlängerung der Osterferien angesehen, können sich jetzt herausfordernde Situationen zeigen:

• Kontakte zu Mitschüler*innen sind nur virtuell möglich
• Gerade jüngere Kinder brauchen viel mehr Zuwendung von den Eltern, weil die Kontakte in der Schule und zu den Großeltern ausfallen
• Der ganze Tag muss nun von den Eltern gemeinsam mit den Kindern geplant, strukturiert und ausgefüllt werden, da die Nachmittags-Aktivitäten im Verein etc. wegfallen

Was können wir tun?

Uns allen macht die Situation Angst, sie wirkt bedrohlich. Kinder spüren genau, was in ihren Eltern und ihrer Umgebung vorgeht – auch wenn sie keinen Tagesschau- Brennpunkt zu Corona oder Anne Will gucken. Die Kinder brauchen jetzt erst einmal Liebe, Zuwendung und Gespräche über Corona und die Folgen. Dabei können wir gerne zugeben, dass wir uns selber Sorgen machen, aber auch vermitteln: Wir machen das Beste draus, und irgendwann ist es wieder vorbei.

Viele Schüler*innen sehen ihre Eltern normalerweise nur wenige Stunden am Tag. Da könnte die Corona Krise auch einen positiven Aspekt haben: Wir lernen uns in diesen Wochen noch besser kennen, mit all unseren Stärken und Schwächen. Zum Glück dürfen wir nach draußen gehen und mit allen Sinnen spüren, dass der Frühling da ist. Blumen, Bäume und Tiere können beobachtet werden. Wir können mit den Kindern säen und pflanzen oder die nähere Umgebung erkunden. Tägliche Bewegung im Freien tut uns allen gut: Fahrrad fahren, joggen und spazieren gehen sind erlaubt und stärken unsere Immunabwehr.

In der aktuellen Situation sind Streit und Konflikte häufig unvermeidlich. Je nach Alter der Kinder können Streitregeln verabredet werden, wie z.B. eine „Auszeit“ bei heftigen Auseinandersetzungen, d.h. zunächst einmal räumliche Trennung herbeiführen, bis sich alle beruhigt haben.

Es können auch Besprechungen abgehalten werden, in denen jeder zu Wort kommt und nicht unterbrochen wird. Gemeinsam kann eine Lösung gefunden werden. Auch hier gilt: Eltern haben Vorbildfunktion ! So wie sie Konflikte untereinander austragen, haben sie eine Wirkung auf das Streitverhalten der Kinder.

Natürlich muss auch eine Zeit für schulische Belange eingeplant werden. Die Unterstützung bei Lernaufgaben ist in Corona-Zeiten noch wichtiger als in „normalen“ Zeiten. Aber Eltern sind Eltern und nicht die Lehrer ihrer Kinder! Wenn die Situation zu stressig wird, sollten wir gelassen bleiben und und erstmal eine Pause machen. Danach können wir gemäß den Möglichkeiten des Kindes die Weiterarbeit gemeinsam entwickeln, z.B. den Zeitraum für die schulischen Aufgaben vorher verabreden.

Es kann sowohl für das Lernen als auch die Freizeit ein Ideenspeicher angelegt werden. Dort kommen alle Einfälle und Wünsche hinein, die jedes Familienmitglied hat. Auch während eines „Lockdowns“ ist Vieles möglich. Eltern müssen nicht die „Entertainer“ für ihre Kinder sein ! Alle sollten auch mal Langeweile aushalten können. Die Nutzung der Medien sollte gemeinsam besprochen werden. Selbstverständlich sollten die Medien altersentsprechend genutzt werden.

Wohltuend ist die Pflege der Kontakte, zu den Mitschülern und Freunden genauso wie zu Oma und Opa. Videokonferenzen per Skype oder zoom sind neue und brauchbare Möglichkeiten, mit anderen zumindest digital zusammen zu sein. Und wie wäre es, einmal einen Brief per Post zu schicken? Ungewohnt, aber interessant.

Bleiben Sie gesund und herzliche Grüße

Detlef Hiller, Dipl. -Psychologe und Familientherapeut der waldorfpädagogischen Beratungsstelle „Die Linde“ e.V.

Die waldorfpädagogische Beratungsstelle „Die Linde“ bietet auch in der aktuellen Situation Beratungen an, Kontaktaufnahme unter Tel.: 0174-369 4514 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Unter folgendem Link erhalten Sie kostenloses Material für Kinder vom Vorlesealter bis zum 14. Lebensjahr: https://waldowverlag.de/homeschooling